Geschichte des Stamms Windberg

Der Stamm Windberg wurde im Januar 1933 ins Leben gerufen, als Josef Mühlenbruch anfragte, ob es um Pfadfinderkleidung ging. Mit der Unterstützung von Heinrich Tiefes, dem Landesfeldmeister der DPSG Land Aachen, begann die Gründung des Stammes Gladbach V. Dies markierte den Startschuss für den Pfadfinderstamm Windberg, offiziell am 1. Mai 1933. Die genauen Gründer sind heute nicht mehr feststellbar, aber bereits im Dezember desselben Jahres zählte der Stamm mindestens 43 Mitglieder.

Der Stamm wuchs schnell und wurde Teil der Landespfadfinderschaft Grenzmark Aachen, Gau Gladbach, unter insgesamt 67 Stämmen. Der Stamm Windberg beteiligte sich aktiv an verschiedenen Veranstaltungen und Geländespielen. Ein bedeutender Moment war der „Singe- und Märchenabend“ im Franziskus-Krankenhaus im August 1934, bei dem Märchenspiele von Dr. Anton Heinen aufgeführt wurden.

Der Stamm war eng mit der Windberger Gemeinde verbunden, insbesondere mit Unterstützung des Geistlichen Anton Heinen und seiner Schwester Nelly. Diese Zusammenarbeit führte zur Inszenierung der Märchenspiele, die eine zentrale Rolle im Pfadfinderprogramm spielten.

Im Oktober 1934 erlebte Josef Mühlenbruch einen Höhepunkt seiner Aktivitäten, als er die Leitung eines bedeutenden Treffens der fünf Gladbacher Stämme und des Stammes Hardt in der Franziskusheilstätte übernahm. Bei diesem Treffen sollten insbesondere den Wölflingen das Stammesversprechen abgenommen werden. Johannes Hurtz, der Landesfeldmeister, gab klare Anweisungen für das Programm und betonte die Wichtigkeit des Erfolgs dieser Veranstaltung.

Eine Bestellung vom Januar 1935 offenbart die Namen der drei existierenden Sippen im Stamm: Adler, Sturmvogel und Falken. Dokumente von damals zeigen auch die Namen einiger Mitglieder dieser Sippen.

Josef Mühlenbruch zeigte besonderes Engagement für die Pfadfinder und stieg schnell in der Hierarchie auf. Im April 1935 übernahm er die Position des Gauführers und organisierte ein Treffen zur Verabschiedung von Johannes Hurtz, dem vorherigen Amtsinhaber. Allerdings verlief dieses Treffen nicht wie geplant, und Mühlenbruch äußerte seine Enttäuschung darüber in einem Rundschreiben an alle Stammesführer.

Der politische Kontext spielte eine wichtige Rolle: Das Reichskonkordat zwischen dem Vatikan und dem Deutschen Reich wurde 1933 abgeschlossen. Doch die Nazis untergruben die Schutzrechte der katholischen Organisationen zugunsten der Hitlerjugend. Dies führte dazu, dass der Stamm Windberg im April 1935 seine Eigenständigkeit aufgab und sich dem katholischen Jugendverein „St. Anna“ anschloss. Dieser Verein, möglicherweise eigens für die Pfadfinder gegründet, hatte eine „Abteilung Pfadfinder“, deren Leitung Josef Mühlenbruch übernahm. Es zeigte sich eine gewisse Form des Widerstands gegen die Nationalsozialisten, indem zur Teilnahme an der Osterkommunion aufgerufen wurde, um die Zugehörigkeit zur Christusjugend und den Glauben an Christus zu betonen.

Ende 1935 wurde die Führung im Stamm Windberg auf zwei Personen aufgeteilt, wobei Theo Rath als Stammesführer unterschrieb. Es gab strukturelle Veränderungen innerhalb des Stammes: Horden wurden vereinigt, und Emil von Hecken wurde zum Hordenführer ernannt. Es wurden Veranstaltungen wie Gemeinschaftsmessen und Geländespiele in der Heilstätte organisiert.

Das neue Jahr begann mit ausführlichen Mitteilungen von Theo Rath. Er beschrieb das vergangene Jahr als stürmisch und schwierig für den Bund, betonte jedoch den unerschütterlichen Geist, ein „Gottesreich im Deutschen Reich“ zu schaffen. Es wurde eine Fußball-Stammesmeisterschaft angekündigt, und die Größe des Stammes wurde auf etwa 30 Mitglieder geschätzt.

Weitere Wechsel in der Stammesführung folgten: Heinz Fongern übernahm das Amt des Stammesführers und lud zu einem Lagerplatz in Venlo ein. Es scheint, dass die Größe des Stammes zu dieser Zeit geschrumpft sein könnte.

Dokumente aus dieser Zeit zeigen Pfadfinder-Ausweise mit Beitragsquittungen. Es gibt Hinweise auf die Sippe Panther unter der Führung von Heinz Fongern. Die verfügbaren Überlieferungen enden Mitte 1936. Es wird über regelmäßige Führerversammlungen, Ausflüge nach Kevelaer und Falkenburg berichtet.

1937 wurde die DPSG durch die Nationalsozialisten verboten, was dazu führte, dass keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr existieren. Trotz des Verbots setzte der Stamm seine Aktivitäten im Verborgenen fort, traf sich privat und verbarg seine Pfadfinderkleidung. Mit dem Eintritt in den Krieg 1939 und den Folgen, wie dem Mitgliederschwund und dem Verlust von Leben während des Krieges, schwand die Aktivität des Stammes zunehmend. Viele wandten sich der Hitlerjugend zu oder wurden zu Arbeits- und Militärdienst eingezogen.

Im Jahr 1935 wurden nach heutigem Kenntnisstand keine Mitglieder des Stammes Windberg von der Gestapo verhaftet. Möglicherweise gab es eine Verwechslung mit Ereignissen aus dem Jahr 1942. Ein Protokoll aus diesem Jahr zeigt die Festnahme und das Verhör von Josef Pohlen, der zu keiner Zeit dem Stamm Windberg angehörte. Pohlen war Teil einer streng katholischen Familie und äußerte im Gestapo-Verhör seinen Wunsch, eine Gruppe katholischer Kämpfer zu bilden, um den kämpferischen Geist der Kirche zu erneuern.

 

Im Jahr 1942 gab es Verhöre von insgesamt 21 Personen, meist aus Rheydt, die größtenteils über die Messdiener oder die Jungschar 1940 zur Hitlerjugend gekommen waren. Viele gaben an, mehr an Spaziergängen als an politischen Diskussionen interessiert gewesen zu sein. Das Problem löste sich größtenteils von selbst, als die Jungen zur Wehrmacht eingezogen wurden. Die Verfahren wurden im August 1943 eingestellt.

Trotz dieser Ereignisse trafen sich die jüngeren Pfadfinder, darunter Heinz Schweizer, weiterhin heimlich, was darauf hindeutet, dass die Stammesaktivitäten nie vollständig zum Erliegen kamen.

Nach dem Krieg wurde die DPSG unter dem Namen „Gemeinschaft Sankt Georg“ neu gegründet. Der Stamm Windberg wurde 1946 wiederbelebt, wobei Friedel Jansen als erster Stammesfeldmeister fungierte.

In den folgenden Jahren erlebte der Stamm verschiedene Veränderungen und Meilensteine: 1947 wurden Friedel Jansen und Adolf Kanera zu Kornetts ernannt, 1948 wurde der Name DPSG offiziell erlaubt, und 1950 übernahm Jakob Zumbroich das Amt des Stammesfeldmeisters.

1954 feierte der Stamm Windberg sein 20-jähriges Bestehen, gefolgt von der Pachtung eines Geländes durch den Bezirk Gladbach im Jahr 1956. Dieses Gelände wurde zum Ausgangspunkt für zahlreiche Aktivitäten wie Stafetten, Lagerfeuer und Hajks.

Im Jahr 1958, anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Stammes, wurde ein besonderes Fest gefeiert, mit einem Gottesdienst am Morgen und einer Feierstunde im Hause Baues am Abend.

Im Jahr 1961 erfolgte die Umbenennung der Stufe „Georgsritter“ in „Rover“. Alfred Jacobs übernahm 1962 das Amt des Stammesführers und Jakob Zumbroich wurde Stammesfeldmeister. 1963 feierte der Stamm sein 30-jähriges Bestehen mit einer dreitägigen Veranstaltung, zu der auch internationale Gäste eingeladen waren. Es gab eine Versprechensfeier, Spiele am Lagerfeuer, eine gemeinschaftliche Messe, eine Jubiläumsstafette und einen Tanzabend.

Der Stamm hatte im Laufe der Jahre wechselnde Stammesführer und -feldmeister. 1966 wurde ein neues Lilienbanner eingeführt, und 1968 übernahm Herbert Fritsch das Amt des Stammesfeldmeisters.

Im Jahr 1971 beschloss die Bundesleitung, dass Mädchen offiziell der DPSG beitreten können. In Windberg entstand eine Pfadfinderbehindertengruppe namens PTA (Pfadfinder Trotz Allem), die in den Stamm integriert wurde. 1975 wurde Hans Dahlmanns Stammesvorstand.

1978 übernahm erneut Herbert Fritsch den Posten des Stammesvorstands. Ab 1982 gab es Auseinandersetzungen mit Pfarrer Anton Maaßen, was dazu führte, dass der Stamm Windberg aus dem Jugendheim ausziehen musste und in die Pfarre St. Barbara umsiedelte. 1984 wurde Ralf Dahmen zum Vorsitzenden gewählt.

Im Jahr 1990 wurde beschlossen, dass der Stammesvorstand aus einem Vorsitzenden, einer Vorsitzenden und einem Kuraten bestehen sollte. Doch es fanden sich keine passenden Kandidaten, und es entstanden Probleme mit dem Kuraten. 1991 wurde der Förderverein DPSG Stamm Windberg e.V. gegründet, der den Stamm unterstützen und den Kontakt zu ehemaligen Mitgliedern aufrechterhalten sollte.

1993 feierte der Stamm Windberg sein 60-jähriges Bestehen. Es wurde ein neues Stammesabzeichen entworfen, und der Förderverein wurde ins Vereinsregister eingetragen.

Seit 1993 hat der Stamm Windberg zahlreiche Sommer- und Pfingstlager veranstaltet, die jedes Jahr stattfinden. Diese Lager waren voller Höhepunkte, von den Pfingstlagern in Westernohe mit Tausenden von Pfadfindern bis zu den Leiterlagern an verschiedenen Orten. Ein legendäres Lager war unser „zeitloses“ Abenteuer in Schweden im Jahr 2019, in dem wir zwei Wochen lang ohne Strom und Uhrzeit lebten und dabei viel Kreativität und Spaß erlebten, unter anderem mit Kanufahren. Die regelmäßig organisierten Cocktailfeten sind immer ein Highlight, bei denen die Stammesleitung mit super witzigen Mottos aufwartet. Jubiläumsfeiern, wie das 90er Jahre Jubiläum im Jahr 2023, waren ebenso prägend, mit einem tollen Rahmenprogramm für Alt und Jung.

 

 

Die Geschichte des Stammes Windberg setzt sich fort, und wir sind gespannt darauf, was noch kommen wird.